Handreichung
Eine neue Handreichung informiert über die Möglichkeiten, ethnografische Forschungsmaterialien beim Forschungsdatenzentrum Qualiservice für die weitere Nutzung zugänglich zu machen und erläutert die dafür erforderlichen Vorarbeiten:
Michaela Rizzolli, Sabine Imeri, Elisabeth Huber (2024): Ethnografische Forschungsmaterialien zur Archivierung und Nachnutzung vorbereiten und dokumentieren – ein Überblick für Forschende. Qualiservice Working Papers 6-2024. https://doi.org/10.26092/elib/2723
DATA AFFAIRS
DATA AFFAIRS. Datenmanagement in der ethnografischen Forschung ist eine frei zugängliche Plattform, die den systematischen Umgang mit ethnografischen Forschungsdaten unterstützt und gleichzeitig aber auch zu einer (kritischen) Auseinandersetzung mit Forderungen nach Open Science anregen möchte. Es werden insgesamt 18 Themenkomplexe behandelt, vom Datenbegriff in der ethnografischen Forschung und Datensicherheit, über Aufzeichnungsstrategien, Anonymisierung, informierte Einwilligung sowie die Aufbereitung von Daten für die digitale Archivierung und mögliche Nachnutzung bis hin zu Aspekten der KI und Nachhaltigkeit. Beispiele aus der Praxis und anwendungsorientierte Übungen laden zum interaktiven Selbststudium ein.
DATA AFFAIRS wurde im SFB 1171 „Affective Societies" an der Freien Universität Berlin entwickelt (DFG-Förderung).
QualidataNet
QualidataNet ist ein Netzwerk von Forschungsdatenzentren, Archiven und Repositorien, die Forschungsdaten und -materialien der qualitativen Sozialforschung archivieren und für die wissenschaftliche Nachnutzung bereitstellen. In einem Rechercheportal können auch ethnografische Forschungsdaten und -materialien gefunden werden – wenn sie z.B. beim Forschungsdatenzentrum Qualiservice archiviert wurden. QualidataNet stellt darüber hinaus Vorlagen, Handreichungen und Anderes zur Verfügung und unterstützt damit Forschungsdatenmanagement für qualitative Daten, insbesondere im Bereich Datenarchivierung und -nachnutzung.
QualidataNet entsteht und wird weiter ausgebaut im Rahmen des NFDI-Konsortiums für die Sozial-, Bildungs-, Verhaltens- und Wirtschaftsdaten (KonsortSWD).
Fachgesellschaften
Die Deutsche Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW) hat ihr Positionspapier zum Umgang mit Forschungsdaten aktualisiert und präzisiert: DGEKW-Positionspapier zu Forschungsdatenmanagement (2023). https://doi.org/10.18452/27741
RatSWD
Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten hat ein Portal eingerichtet, das umfangreiche Informationen zur Forschungsethik für Lehre, Forschung und Ethikbegutachtungen bereitstellt. Auch die Positionspapiere der DGSKA und der DGEKW zu Ethik und Datenmanagement sind verlinkt. Der RatSWD nimmt Hinweise auf weitere Materialien gerne entgegen.
DFG
Die DFG hat ihre Anforderungen zum Umgang mit Forschungsdaten konkretisiert und stärker systematisiert. Seit März 2022 sind entsprechende Angaben in Anträgen verbindlich. Die DFG stellt eine orientierende Checkliste zur Verfügung, die bei der Beschreibung entsprechender Schritte helfen soll.
Der fachspezifisch adäquate Umgang mit Forschungsdaten bekommt in der Begutachtung stärkere Bedeutung und wird Teil der Berichtspflicht. Eine Verpflichtung zur Zugänglichmachung von Forschungsdaten besteht weiterhin nicht. Wer plant, Forschungsmaterialien in einem Repositorium dauerhaft zu archivieren, kann sowohl Sachmittel also auch Personalkosten für die Aufbereitung der Daten beantragen.
weitere Hinweise für Antragstellende
NFDI
Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) wird eine stärker koordinierte und systematischere Entwicklung von Forschungsdateninfrastrukturen und Verfahren der Datenarchivierung angestrebt als bisher. Dazu werden im Wettbewerbsverfahren in drei Ausschreibungsrunden (2019, 2020, 2021) Konsortien gefördert, die sich bisher vor allem entlang der Fächer bzw. Fachgruppen organisieren.
Es ist zu erwarten, dass die Arbeit der NFDI-Konsortien erhebliche Auswirkungen auf alle Disziplinen haben wird, mit Blick auf Standardsetzungen, die klassifikatorischen Systeme wie Vokabularien, Normdaten und Metadaten, oder etwa im Bereich der Datenqualität. Angesichts der Heterogenität der Forschungsansätze, -methoden und -daten in den ethnologischen Fächern ergibt sich daraus eine Zuordnungsproblematik bzw. bieten mehrere Konsortialplanungen fachliche Anknüpfungspunkte.
Im Frühjahr 2023 haben zwei weitere, für die ethnologischen Fächer relevante Konsortien ihre Arbeit aufgenommen:
NFDI4Memory richtet sich an alle historisch arbeitende Wissenschaften. Der FID Sozial- und Kulturanthropologie ist hier als Participant im Bereich Normdaten und im Rahmen der Beteiligung der HU Berlin im Arbeitsbereich Data Culture involviert.
NFDI4Objects ist eine Initiative mit starkem Schwerpunkt in der archäologischen Forschung und angrenzenden Disziplinen. Die sozial- und kulturanthropologische Forschung ist dezidiert mit angesprochen.
2021 hat das Konsortium Text+ seine Arbeit aufgenommen. Text+ ist ausgerichtet auf Sprach- und Text-basierte Forschungsdateninfrastrukturen mit Schwerpunkten in den Philologien, der Linguistik und der Editionswissenschaft, koordiniert vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (dazu gehört z.B. das Archiv für Gesprochenes Deutsch, das unter anderem Korpora zur Jugendsprache archiviert, aber auch Mundartkorpora, z.B. aus Projekten der Tübinger Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland).
Bereits seit 2020 arbeitet KonsortSWD als Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften. Zu den antragstellenden Institutionen gehört auch das Forschungsdatenzentrum Qualiservice, an dem im Rahmen der Arbeiten des FID SKA Möglichkeiten für die Archivierung und Nachnutzung ethnografischer Daten entwickelt werden.
Siehe auch: Betina Hollstein et al. 2021: KonsortSWD: Vom Netzwerk zur integrierten Dateninfrastruktur der Gesellschaftsforschung. In: Bausteine Forschungsdatenmanagement, Nr. 2 (Juli), 10-22. https://doi.org/10.17192/bfdm.2021.2.8330
Ebenfalls seit 2020 arbeitet das Konsortium NFDI4Culture. Im Fokus sind hier mit Forschungsdaten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern primär nicht textuelle Gegenstände. NFDI4Culture versammelt Fachgesellschaften und Institutionen vor allem aus den Bereichen Musikwissenschaft, Kunstwissenschaften, Denkmalpflege, Theater-Tanzwissenschaft und Filmwissenschaft.
Siehe auch: Dietmar Kammerer et al. 2021: NFDI4Culture: Konsortium für Forschungsdaten Zu Materiellen und Immateriellen Kulturgütern. In: Bausteine Forschungsdatenmanagement, Nr. 2 (Juli), 23-33. https://doi.org/10.17192/bfdm.2021.2.8341
NFDICulture stellt u.a. den sog. Culture Helpdesk zur Verfügung. Dort können individuelle Anfragen im Kontext von Forschungsprojekten gestellt werden, die Themen reichen von Digitalisierung über Rechtefragen bis zur Forschungsförderung.