Tagung - (Volks)Musik, Populismus und das Populäre

Die 28. Arbeitstagung der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der DGEKW findet vom 20. - 21.9.2024 in Innsbruck statt.

Summary

Description

28. Arbeitstagung der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW) e.V.

(Volks)Musik, Populismus und das Populäre – Annäherungen an ein aktuelles Themenfeld

Zeit: 20.–21.9.2024

Ort: Haus der Musik, Universitätsstr. 1, A-6020 Innsbruck 5. Stock, Vorlesungssaal

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Gustav Mahler Privatuniversität Klagenfurt,  dem Innsbrucker Kultur- und Forschungsverein „Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung“  und der Universität Mozarteum Salzburg.

Angesichts aktueller populistischer und euroskeptischer Bewegungen in ganz Europa und besonders im deutschsprachigen Raum beschäftigt sich die Tagung mit den Verbindungs- und Trennlinien zwischen Populärem/Popularkultur sowie Musik und Politik.  Was verstehen wir unter „Populismus“, wo und wann spricht man von Populismus? Wer braucht Populismus, was soll Populismus bewirken?

Welche Rolle spielt Musik bei der diskursiven Identitätskonstruktion in einem binären, imaginierten Gesellschaftsbild, in dem sich „Eliten“ und „das Volk“ gegenüberstehen? Inwieweit nutzt „volksnahe Politik“ Vorurteile, das Denken in Feindbildern und die Ängste der Bevölkerung für ihre eigenen Zwecke und kann als rückständiger, aber notwendiger Teil von Demokratie aufgefasst werden (Máté-Tóth 2019)?

Inwieweit lassen sich populistisch konnotierte Musikpraxen terminologisch von „populären“, „volkstümlichen“ oder „Volks“- (im Sinne von „traditionellen“) Praktiken abgrenzen? Wann und unter welchen Umständen kann auch Volksmusik populistisch sein? 

Inwieweit wirken nostalgisch verklärende und revisionistischen Erinnerungspraktiken auf und durch instrumentalmusikalisches Repertoire oder Lieder (Bsp. Südtirol, Hymnenstreit in Österreich)? 

Welche Rolle spielen dabei regionale (Kultur)politik und Initiativen zur Wiederbelebung lokaler Volkskultur?

Wie verhält sich regionale oder als national-identitär gelesene Musik zu globalen hybriden Musikpraktiken? Welche Formen von sozialer, kultureller Abgrenzung und Ausgrenzung werden durch musikalische Praktiken befördert? Inwieweit kann Musik als „dark side of the tune“ (Johnson & Cloonan 2009) kulturelles und soziales Konfliktpotential befördern und zu Gewalt animieren?

Inwieweit kann Musik als Medium von Gegenkultur, den „subordinates“ bzw. gesellschaftlicher Randgruppen begriffen werden? Wie manifestiert sich dies in Texten und Klanglichkeit?

Gibt es Genres, musikalische Repertoires, die in besonderer Weise von populistischen Bewegungen mobilisiert werden?

Gibt es eine eigene populistische Musiksprache oder eine eigene dynamisch-ambivalente Kategorie der Musikforschung des „musikalischen Populismus“ (Danuser 1997) in Abgrenzung zum „musical cosmopolitanism“ (Stokes 2008)?

Konkret suchen wir nach Beiträgen, die sich mit der regionalen und lokalen Verankerung von Populismus im Spannungsfeld regionaler Identitäten (bayerische, ostdeutsche, katalonische, flämische, baskische, lombardische), der Wiederbelebung national-identitärer und euroskeptischer Bewegungen beschäftigen.

Ausgehend von der konkreten Situation beschäftigt sich die Tagung schließlich mit der Rolle, die Musik(ethnologie) als „citizenship“ (Stokes 2023) bei der Infragestellung und Überwindung populistischer Positionen im Zusammenhang mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und als eine Form der Resilienz spielen kann.

Im Rahmen der Konferenz wird neben einer Keynote durch Prof. Dr. Melanie Schiller (Contemporary Media Studies, Radboud Universiteit Nijmegen) auch ein Konzert „Echos der Vielfalt“ und ein kommentiertes Filmscreening mit dem Künstler Eric Bayala präsentiert.

Organisation:

Prof. Thomas Nußbaumer, Universität Mozarteum, Innsbruck thomas.nussbaumer[ at ]moz.ac.at

Prof. Eckehard Pistrick, Gustav Mahler Privatuniversität für Musik eckehard.pistrick[ at ]gmpu.ac.at

Donnerstag, 19.9.

Ankunft der Teilnehmer*innen

20:00 Uhr gemeinsames Abendessen

Freitag, 20.9.

9:15 Uhr 

Thomas Nußbaumer (Innsbruck) & Eckehard Pistrick (Klagenfurt)

Einführung in das Tagungsthema

9:30–11:00 Uhr

Melanie Schiller (Nijmegen, NL)

Resonating with the People: Tracing the Links Between Music, Populism, and the Popular

Kaffeepause

11:15–11:45 Uhr

Klaus Näumann (Halle a.d. Saale)

Musikethnologie und kulturelle Aneignung

11:45–12:15 Uhr

Bledar Kondi (Halle a.d. Saale)

Populismus als Politikstil und Kulturvermittlungstechnik

12:15–12:45 Uhr

Bernhard Fuchs (Wien)

Populistische Polizeiarbeit in der Pandemie. Die Imagekampagne der Wiener Polizei mit Reinhard Fendrichs „I am from Austria

13:00–14:00 Uhr Mittagessen

14:00–15:15 Uhr Mitgliederversammlung

Kaffeepause

15:30–16:00 Uhr

Andrea Sommerauer (Innsbruck)

Zusammenhang von Erinnerungskultur und Populismus am Beispiel des Tiroler Blasmusikwesens aus historischer Perspektive

16:00-16:30 Uhr

Walter Meixner (Innsbruck)

Musikwettbewerbe als Mittel politischer Instrumentalisierung am Beispiel der

Volkliederwettsingen in der NS-Zeit

16:30-17:00 Uhr

Johannes Müske (Freiburg i.Br.)

Die Heimat feiern – „Volksliedersingen“ in Südbaden als Praxis der selbstvergewissernden Beheimatung in unsicheren Zeiten

Kaffeepause

17:15–17:45 Uhr

Ernst Schusser (Bruckmühl)

Bauernproteste – Flughafen – Brennernordzulauf – Jennerwein. Alte und neue Liedtexte und Melodien bei Protestaktionen und im Leben

17:45-18:15 Uhr 

Julia Hinterberger (Salzburg)

Nichts als blanker Populismus? Die Salzburger Landeshymne herangezoomt

20:30 Uhr

Echos der Vielfalt – Konzert, Treibhaus, Angerzellgasse 8

Samstag, 21.9.

9:30–10:30 Uhr 

Who is talking about whose populism? – Kommentiertes Filmscreening

Eric Bayala, Regisseur, Innsbruck

10:00–10:30 Uhr 

Felix Morgenstern (Würzburg/Graz)

Polyphonie des Nationalismus: Translokale irische Folkmusik in Deutschland und Österreich

10:30–11:00 Uhr

Eckehard Pistrick (Klagenfurt) 

„Die Musik des Bösen“? – Anders Breivik‘s Hörgewohnheiten als Forschungsgegenstand 

11:00–11:30 Uhr

Johannes Nilles (Köln)

„Zé Do Caroço“: Ein Samba zwischen Widerstandslied und Partyschlager

11:45–12:30 Abschlussdiskussion

Abreise ab 12:30 Uhr 

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Prof. Thomas Nußbaumer

thomas.nussbaumer[ at ]moz.ac.at