Summary
- Topic Conference | Meeting — “Position beziehen”, “Haltung zeigen”?!
- When to (Europe/Berlin / UTC200)
- Where Freiburg — Germany
- Sign up till Jul 11, 2022
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Description
Tagung
“Position beziehen”, “Haltung zeigen”?! – Bedingung und Problem kulturwissenschaftlicher Forschung
15.-17.07.2022
Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Maximilianstraße 15, Freiburg
Angesichts vielfältiger, drängender gesellschaftlicher und politischer Konflikt- und Problemlagen (z.B. Rechtspopulismus, Prekarisierung und Armut, Fluchtelend und Migrationsdebatte, Klimaproblematik, sexualisierte Gewalt, fundamentale Wissenschaftsskepsis) wird seit langem – und in den vergangenen Jahren verstärkt – die Forderung erhoben, “Position zu beziehen” oder “Haltung zu zeigen”. Doch was bedeutet dies konkret in wissenschaftlichen Kontexten und speziell für die Empirische Kulturwissenschaft, als, wie Wolfgang Kaschuba 2013 formulierte, „politisches Fach“? Sollen wissenschaftliche Texte von einer politischen Agenda getragen und damit auch gezielt als Beiträge der politischen Auseinandersetzung formuliert werden? Inwiefern kann oder soll es Aufgabe von Wissenschaftler:innen sein, sich samt ihrem symbolischen Kapital explizit in der politischen Auseinandersetzung zu Wort zu melden und als “public intellectuals” öffentlich zu positionieren? Oder bedeutet diese Forderung im Sinne einer “Politik der ersten Person” einfach nur, dass schlicht alles, also auch die wissenschaftliche Rede, als politisch verstanden werden muss, und es somit gar keine unpolitischen Äußerungen geben kann? Über Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit, Form oder Legitimität von Positionierungen und Positioniertheiten im Hinblick auf die eigenen Ergebnisse und deren möglichen Wirkungen und Konsequenzen besteht im Fach weiterhin Gesprächsbedarf. Die Tagung schafft den Rahmen für einen Positions- und Erfahrungsaustausch über die unterschiedlichen Aspekte und Implikationen dieses Themenkomplexes. Sie zielt auf eine konkrete, an spezifischen Erfahrungen und Beispielen aus der ethnografischen Praxis ausgerichtete Diskussion, die die Aporien und Zielkonflikte der Thematik als Dilemmata anerkennt und hieraus praktische Strategien des Umgangs entwickeln kann. Insgesamt beabsichtigt sie eine offene konzeptionelle Reflexion dessen, was “Positionierung” im Kontext kulturwissenschaftlicher Arbeit bedeuten kann.
Abmeldung bis 10.07.2022 bei marion.näser-lather(at)uibk.ac.at
Programm
Freitag, den 15.07.2022
ab 13:00 - 14:00 get together
14:00 - 14:50 Marion Näser-Lather (Innsbruck), Timo Heimerdinger (Freiburg): Begrüßung/ Einführung
14:50 – 19:00
Janina Krause (Frankfurt): Positionierung im umstrittenen Feld nicht invasiver Pränataltests
Claudia Wilms (Frankfurt): "Reflexive Anthropologist" vs. "Public Anthropologist" - Reflexionen in Hinblick auf meine Forschung mit und über Muslim*innen
Hermann Tertilt: „Turkish Power Boys – Rückblick nach 30 Jahren“
Diskussion und “aktuelles Fenster”: Positionierung im Licht aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen?
fließender Übergang – Erfrischungen und Schnittchen ab 19:00
Samstag, den 16.07.2022
9:30-13:00
Nurhak Polat und Hagen Steinhauer (Bremen): Dilemmata der (Nicht-) Positionierung:
Kulturwissenschaftliche Forschung, Kritik und Verantwortung in ‚autoritären Geflechten‘
Victoria Hegner (Göttingen): Von den Grenzen der Loyalität in der ethnografischen Wissenschaftsforschung
Manuela Rathmayer und Konrad Kuhn (Innsbruck): Eiertanz auf verschiedenen Hochzeiten? Politik, Wissenschaft und ein Forschungsprojekt zu “Volkstanz” in Tirol
Anna Lipphardt (Freiburg): Der Freiburger „Dreisam-Mord“, die Debatte um die sogenannten „Erweiterten DNA-Analysen“ und die Herausforderungen wissenschaftlicher Intervention. Ein Erfahrungsbericht
13:00 - 14:20 Mittagspause
14:20 - 17:00
Lisa Riedner (Augsburg): Konflikt als Methode
Patrick Wielowiejski (Berlin): Podiumsgespräche mit der AfD? Dilemmata der engagierten Forschung mit politischen Gegner:innen
Isabella Kölz (Würzburg): Von Partizipieren zu Positionieren. Erfahrungen mit Design Anthropology im Modus Kollaboration
17:00 - 18:00 Pause
18:00 - 19:30 Alexander Koensler (Perugia): Positionierung als Prozess: Vom Sinn des Ungeahnten in zwei Konfliktsituationen
ab ca. 19:45 gemeinsames Abendessen (Restaurant Kaiser, Günterstalstr. 38)
Sonntag, den 17.07.2022
9:30 - 12:00
Barbara Sieferle (Freiburg): Anonymisierung des Feldes vs. wissenschaftliche Integrität? Ethnographisches Schreiben als Herausforderung, Kompromiss und Strategie
Ina Kuhn (Freiburg): Do no (C)harm(e)? Forschungsethische und (hinter-)fragende Überlegungen zu „intimen“ Feldbeziehungen
ca. 11:30 - 12:00 Snack
12:00 - 12:45 Timo Heimerdinger (Freiburg) und Marion Näser-Lather (Innsbruck): Versuch der Theoretisierung und Einordnung
12:45 - 13:15 Markus Tauschek (Freiburg): Schlusskommentar
13:15 - 14:00 weiteres Vorgehen
14:00 Ende