“Position beziehen”, “Haltung zeigen”?!

Bedingung und Problem kulturwissenschaftlicher Forschung. Tagung am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie in Freiburg vom 15. bis 17.07.2022; Anmeldung bis 10.07.2022

Summary

  • Topic Conference | Meeting“Position beziehen”, “Haltung zeigen”?!
  • When to (Europe/Berlin / UTC200)
  • Where Freiburg Germany
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Description

Tagung

“Position beziehen”, “Haltung zeigen”?! – Bedingung und Problem kulturwissenschaftlicher Forschung

15.-17.07.2022

Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Maximilianstraße 15, Freiburg

Angesichts vielfältiger, drängender gesellschaftlicher und politischer Konflikt- und Problemlagen (z.B. Rechtspopulismus, Prekarisierung und Armut, Fluchtelend und Migrationsdebatte, Klimaproblematik, sexualisierte Gewalt, fundamentale Wissenschaftsskepsis) wird seit langem – und in den vergangenen Jahren verstärkt – die Forderung erhoben, “Position zu beziehen” oder “Haltung zu zeigen”. Doch was bedeutet dies konkret in wissenschaftlichen Kontexten und speziell für die Empirische Kulturwissenschaft, als, wie Wolfgang Kaschuba 2013 formulierte, „politisches Fach“? Sollen wissenschaftliche Texte von einer politischen Agenda getragen und damit auch gezielt als Beiträge der politischen Auseinandersetzung formuliert werden? Inwiefern kann oder soll es Aufgabe von Wissenschaftler:innen sein, sich samt ihrem symbolischen Kapital explizit in der politischen Auseinandersetzung zu Wort zu melden und als “public intellectuals” öffentlich zu positionieren? Oder bedeutet diese Forderung im Sinne einer “Politik der ersten Person” einfach nur, dass schlicht alles, also auch die wissenschaftliche Rede, als politisch verstanden werden muss, und es somit gar keine unpolitischen Äußerungen geben kann? Über Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit, Form oder Legitimität von Positionierungen und Positioniertheiten im Hinblick auf die eigenen Ergebnisse und deren möglichen Wirkungen und Konsequenzen besteht im Fach weiterhin Gesprächsbedarf. Die Tagung schafft den Rahmen für einen Positions- und Erfahrungsaustausch über die unterschiedlichen Aspekte und Implikationen dieses Themenkomplexes. Sie zielt auf eine konkrete, an spezifischen Erfahrungen und Beispielen aus der ethnografischen Praxis ausgerichtete Diskussion, die die Aporien und Zielkonflikte der Thematik als Dilemmata anerkennt und hieraus praktische Strategien des Umgangs entwickeln kann. Insgesamt beabsichtigt sie eine offene konzeptionelle Reflexion dessen, was “Positionierung” im Kontext kulturwissenschaftlicher Arbeit bedeuten kann.

Abmeldung bis 10.07.2022 bei marion.näser-lather(at)uibk.ac.at

   

Programm

Freitag, den 15.07.2022

ab 13:00 - 14:00 get together

14:00 - 14:50 Marion Näser-Lather (Innsbruck), Timo Heimerdinger (Freiburg): Begrüßung/ Einführung

14:50 – 19:00

Janina Krause (Frankfurt): Positionierung im umstrittenen Feld nicht invasiver Pränataltests

Claudia Wilms (Frankfurt): "Reflexive Anthropologist" vs. "Public Anthropologist" - Reflexionen in Hinblick auf meine Forschung mit und über Muslim*innen
Hermann Tertilt: „Turkish Power Boys – Rückblick nach 30 Jahren“

Diskussion und “aktuelles Fenster”: Positionierung im Licht aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen?

fließender Übergang – Erfrischungen und Schnittchen ab 19:00

Samstag, den 16.07.2022

9:30-13:00

Nurhak Polat und Hagen Steinhauer (Bremen): Dilemmata der (Nicht-) Positionierung:
Kulturwissenschaftliche Forschung, Kritik und Verantwortung in ‚autoritären Geflechten‘

Victoria Hegner (Göttingen): Von den Grenzen der Loyalität in der ethnografischen Wissenschaftsforschung
Manuela Rathmayer und Konrad Kuhn (Innsbruck): Eiertanz auf verschiedenen Hochzeiten? Politik, Wissenschaft und ein Forschungsprojekt zu “Volkstanz” in Tirol

Anna Lipphardt (Freiburg): Der Freiburger „Dreisam-Mord“, die Debatte um die sogenannten „Erweiterten DNA-Analysen“ und die Herausforderungen wissenschaftlicher Intervention. Ein Erfahrungsbericht

13:00 - 14:20 Mittagspause

14:20 - 17:00

Lisa Riedner (Augsburg): Konflikt als Methode

Patrick Wielowiejski (Berlin): Podiumsgespräche mit der AfD? Dilemmata der engagierten Forschung mit politischen Gegner:innen

Isabella Kölz (Würzburg): Von Partizipieren zu Positionieren. Erfahrungen mit Design Anthropology im Modus Kollaboration

17:00 - 18:00 Pause

18:00 - 19:30 Alexander Koensler (Perugia): Positionierung als Prozess: Vom Sinn des Ungeahnten in zwei Konfliktsituationen

ab ca. 19:45 gemeinsames Abendessen (Restaurant Kaiser, Günterstalstr. 38)

Sonntag, den 17.07.2022

9:30 - 12:00

Barbara Sieferle (Freiburg): Anonymisierung des Feldes vs. wissenschaftliche Integrität? Ethnographisches Schreiben als Herausforderung, Kompromiss und Strategie

Ina Kuhn (Freiburg): Do no (C)harm(e)? Forschungsethische und (hinter-)fragende Überlegungen zu „intimen“ Feldbeziehungen

ca. 11:30 - 12:00 Snack

12:00 - 12:45 Timo Heimerdinger (Freiburg) und Marion Näser-Lather (Innsbruck): Versuch der Theoretisierung und Einordnung

12:45 - 13:15 Markus Tauschek (Freiburg): Schlusskommentar

13:15 - 14:00 weiteres Vorgehen

14:00 Ende

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