Summary
- Topic Call For Papers — CfP: Tagung "Kultur für Alle(s)?! Kulturpraxis in ländlichen Räumen"
- When to (Europe/Berlin / UTC100)
- Where München — Germany
- URL https://kblg.badw.de/institut-fuer-volkskunde.html
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Description
Tagung des Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Netzwerks Landesstellen und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft
München, 30. Juni – 2. Juli 2025
CfP: Kultur für Alle(s)?! Kulturpraxis in ländlichen Räumen
Ländliche Regionen sind vielfach von Strukturwandel und seinen Auswirkungen betroffen. Deindustrialisierung, defizitäre Infrastrukturen im digitalen wie im öffentlichen Raum und erodierende Ortskerne führen häufig zu demografischer Alterung und einer Abwanderung junger, hochausgebildeter Bevölkerungsteile. Nicht nur in Ostdeutschland stoßen zunehmend rechtspopulistische Kräfte mit ihren kulturellen Angeboten in die entstehenden Lücken. Für die Revitalisierung und Neugestaltung der betroffenen Regionen spielen neben der Wirtschaftsförderung zusehends auch die haupt- und ehrenamtliche Kulturarbeit eine wichtige Rolle. Akteur:innen aus Museen, Vereinen und soziokulturellen Zentren sowie Kunstschaffende und Kreative gestalten den Wandel maßgeblich mit und zählen zu den treibenden Kräften in den regionalen Transformationsprozessen. Dies hat die Politik erkannt und eine Reihe von Förderprogrammen initiiert, die auf eine aktive Bürger:innenschaft und die Schaffung sog. Dritter Orte abzielen wie LEADER, TRAFO, Faktor K, Aller.Land u.a. Dabei werden die Anforderungen seitens Politik und Gesellschaft an „die“ Kultur immer größer: Trotz unzureichender finanzieller Ressourcen, Mangel an Freizeit und fragilen Organisationsstrukturen sollen die Engagierten neben kulturellen Angeboten politische Bildung und soziale Arbeit leisten, die Resilienz ihrer Regionen stärken und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt Sorge tragen.
Wie gehen die Kulturakteur:innen mit den An- und Herausforderungen um, welche kulturellen Angebote und Strategien erweisen sich als erfolgreich und welche scheitern? Wer ist überhaupt bereit, sich in die Innovationsprozesse in ländlichen Räumen einzubringen und welche Rahmenbedingungen finden sie vor? Und welche Rolle spielen „wir“, die empirischkulturwissenschaftlich Forschenden an Universitäten und volkskundlichen Landesstellen, die von staatlich geförderten Projekten zur Erforschung des „lebendigen kulturellen Lebens“ in ländlichen Regionen (BLE) profitieren? Dies gilt insbesondere für die außeruniversitären Institute, die auch als „Kulturkümmerer“ (Aka 2022) und Scharniere fungieren, um die „lokale Kompetenz und ehrenamtliches Engagement der Vielen in Museen, Heimat- und Geschichtsvereinen zu stärken“ (Zinn-Thomas 2024).
Vor dem Hintergrund dieser drängenden Fragen möchte die Tagung erstens die KulturAkteur:innen, Räume und Praktiken in ländlichen Regionen in den Blick nehmen und zweitens die Rolle kulturwissenschaftlicher Forschung in Transformationsprozessen selbst diskutieren.
Erbeten werden Vorschläge für 20-minütige Vorträge, Panels (90 Minuten) oder Workshops (max. 120 Minuten) zu den folgenden – empirisch wie theoretisch zu fundierenden – Themen:
- Welche Akteur:innen und Netzwerke gestalten den Transformationsprozess in Hinblick auf die Schaffung sozialer, demokratiefördernder und inklusiver Teilhabeorte mit? Wer ist – etwa mangels kulturellen und sozialen Kapitals, oder qua Herkunft, Geschlecht, Alter und fehlender Mobilität – von der lokalen Gouvernementalität und gesellschaftlichen Partizipation ausgeschlossen?
- Welche infrastrukturellen Bedingungen finden die Kulturakteur:innen vor (etwa Förder, Raum-, Mobilitätsangebote) und welche eigenen Ressourcen respektive Kapitalien bringen sie mit?
- Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit lokalen Verwaltungen, wie verläuft die Vernetzung der lokalen Akteur:innen untereinander? Welche Konflikte und Machtverhältnisse herrschen vor und wie werden diese geklärt?
- Welche Kulturräume werden hervorgebracht, welche Angebote finden dort statt? Was zeichnet die Kulturräume aus, welche Funktionen haben sie – für den Einzelnen, den Ort, die Region?
- (Wie) gelingt kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe von unterprivilegierten Milieus?
- Wie wird den Herausforderungen begegnet, die demografischer Wandel, eine diverser werdende Gesellschaft und der Anstieg von Rechtspopulismus und Nationalismus gerade in diesen Regionen mit sich bringen?
- Welche Mobilitäts-, Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategien sind notwendig für eine zukunftsorientierte und inklusive Kulturlandschaft?
- Welche regionalen Spezifika lassen sich erkennen?
- Welche Rolle kommt den in der Regel staatlich geförderten Forschenden in der oftmals fragilen, ehrenamtlichen und prekären Kulturpraxis zu?
- Welche Strategien des Wissenstransfers erweisen sich als erfolgreich, welche als hinderlich, welche bleiben wirkungslos?
- Wie gehen Empirische Kulturwissenschaftler:innen mit den in Politik, Feld, Öffentlichkeit und Wissenschaft je unterschiedlichen Kulturverständnissen um?
- Welchen Einfluss können Forschungseinrichtungen auf Förderrichtlinien nehmen, welche kritisch-emanzipativen Handlungsräume (Binder/Hess 2013) können sie schaffen und wie vermögen sie es bestenfalls, einen empirisch-kulturwissenschaftlichen think tank (Huszka 2024) zu entwickeln?
Wir freuen uns über Vorschläge mit einem Abstract und einem kurzen CV (insg. max. 2 Seiten)
bis zum 9. Februar 2025 per E-Mail an: spiritova[ at ]volkskunde.badw.de.
Die Reise- und Übernachtungskosten können nach den Maßgaben des Bundesreisekostengesetzes voraus. übernommen werden, wobei Kolleg:innen ohne feste Anstellung und in Teilzeitbeschäftigung bevorzugt gefördert werden. Eine Publikation der Beiträge in der Schriftenreihe des Instituts für Volkskunde ist geplant.