AGEM-Jahrestagung 36

Die 36. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ethnologie und Medizin (AGEM) in Kooperation mit dem Alexius/Josef-Krankenhaus findet vom 15. bis 16. November in Neuss statt. Anmeldung möglich bis: 08.11.2024

Summary

Description

AGEM-Jahrestagung 36 |

(A)symmetrische Beziehungen. Facetten der Kooperation im psychiatrischen Krankenhausalltag

Datum 15. November – 16. November 2024 

36. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ethnologie und Medizin (AGEM) in Kooperation mit dem Alexius/Josef-Krankenhaus in Neuss und der Verbundforschungsplattform Worlds of Contradiction der Universität Bremen im Alexius/Josef-Krankenhaus in Neuss.

Der Alltag in einer Psychiatrie wird von unterschiedlichsten Akteur*innen bestimmt. Neben den Patient*innen gibt es unter anderem den ärztlichen und den pflegerischen Dienst, Psycholog*innen, Mitarbeitende der therapeutischen Dienste wie Sport‑, Ergo- und Musiktherapie, klinische Sozialarbeiter*innen und Genesungsbegleiter*innen wie Seelsorger*innen oder Klininkclowns sowie Mitarbeiter*innen in der Verwaltung, Raumpflege und Küche, die miteinander auf unterschiedlichen Ebenen kooperieren. Eingebettet sind diese Beziehungen in ökonomische, infrastrukturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Zudem beeinflussen die sozialen und kulturellen Hintergründe von Patient*innen und Mitarbeitenden die jeweiligen Beziehungen genauso wie die Wahl der Behandlungsform, insbesondere die der Medikation. Dabei zeichnen sich die Beziehungen der beteiligten Akteur*innen durch unterschiedlichen Asymmetrien in den Bereichen des Wissens, des Handelns, der Macht und des Nutzens aus.

Eine lange Tradition besteht in dem Versuch, die Kooperationen und besonders die zwischen Patient*innen und Mitarbeitenden einer psychiatrischen Institution zu symmetrisieren. Dennoch stehen symmetrische und asymmetrische Beziehungen in einem Spannungsverhältnis, kommt doch der Alltag in der Psychiatrie zumeist nicht ohne asymmetrische Beziehungen und paternalistische Entscheidungen aus. Trotz verschiedenster Bemühungen, standardisierte Verfahren der Kooperation zu entwickeln, bleibt der Klinikalltag unberechenbar und voller Widersprüche und stellt alle Akteur*innen täglich vor neue Herausforderungen, das Zusammenspiel aller menschlichen wie nicht-menschlichen Akteur*innen (Architektur, SGB V, Medikamente usw.) auszuhandeln.

Auf dieser Tagung möchten wir verschiedene Ebenen der Kooperationen dieser unterschiedlichen Akteur*innen und ihre Auswirkungen auf den psychiatrischen Alltag in den Blick nehmen. Dazu gehören: 

1) Kooperationen zwischen Wissenschaften und Krankenhauspraxis: Wie werden Forschungsergebnisse in der Medizin und der Pflegepraxis umgesetzt und wie wird die Krankenhauspraxis in der Forschung berücksichtigt?

2) Kooperationen zwischen den Disziplinen: Wie kooperieren unterschiedliche Disziplinen mit ihren unterschiedlichen Ansätzen miteinander und welche Synergien und Widersprüche entstehen dadurch?

3) Kooperationen zwischen Patient*innen und ärztlichem, pflegerischem und weiterem Personal: Wie wird das Verhältnis zwischen Regulierung und Empowerment der Patient*innen im Alltag ausgehandelt und welche Möglichkeiten und Grenzen ergeben sich bei dem Versuch einer Symmetrisierung des Verhältnisses von Patient*innen und ärztlichem und pflegerischem Personal?

PROGRAMM

Freitag 15. November 2024

13:30 – 13:40 Uhr
Martin Köhne (ärztlicher Direktor und Geschäftsführer Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss): Eröffnung

13:40 – 13:45 Uhr
Andrea Kuckert & Ehler Voss: Organisatorisches

13:45 – 14:15 Uhr
Ehler Voss (Universität Bremen, Worlds of Contradiction – WOC): Die (Un)möglichkeiten (a)symmetrischer Beziehungen. Eine Einführung in das Tagungsthema

14:15 – 14.45 Uhr
Dr. Ralf-Gero C. Dirksen (Wissenschaftsjournalist, MBA Healthcare Management, Promotion in Organisationsentwicklung): Partizipative Beziehungsgestaltung in der deutschen Psychiatrie. Herausforderungen und organisationale Lösungsansätze

14:45 – 15:15 Uhr
Anita Ham (Medizinethnologin, Haagse Hogeschool Den Haag / Niederlande): Der Einfluss von Kultur auf (a)symmetrische Beziehungen – dargestellt am Beispiel von multikulturellen pflegerischen Teams

15:30 – 15:45 Uhr
Pause

15:45 – 16:30 Uhr
Heidrun Lundie (Pflegedienstleitung Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss): Experienced Involvement. Dem Genesungsbegleiter auf der Spur für mehr Symmetrie in der Beziehung?

16:30 – 17:15 Uhr
Ulrike Höhmann (Pflegewissenschaftlerin, Universität Witten Herdecke): Strukturierte Diskussion um das nicht-Vorhandensein können symmetrischer Beziehungen in der Psychiatrie

17:15 – 17:30 Uhr
Pause

17:30 – 18:00 Uhr
Paul Weißen (Leitender Oberarzt Akutstation; Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss) Freiheitsentziehende Maßnahmen. Hard facts in der (a)symmetrischen Beziehung im psychiatrischen Setting

18:00 – 18:45 Uhr
Thomas Plötz & Andreas Hethke (Pflegefachpersonen Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss): Freiheitsentziehenden Maßnahmen und Deeskalation. Beispiele aus der Praxis mit dem Blick auf die Symmetrie

Samstag 16. November 2024

9:00 – 9:30 Uhr
Björn Vüst (Psychologischer Psychotherapeut, Promotionsstudent): Umgang mit suizidalen Krisen im psychiatrischen Alltag

9:30 – 10:00 Uhr
Tina Walter (Wiss. Mitarbeiterin Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften Berlin, Promotionsstudentin): Solange Du an diesem Tisch sitzt. (A)symmetrische Beziehungen in Essgruppen und deren Auswirkungen auf die Behandlungsziele und den ‑erfolg von Patient:innen mit diagnostizierten Essstörungen bzw. auffälligen Essverhalten

10:00 – 10:45 Uhr
Andrea Kuckert & Team Station Jakobus (Pflegefachpersonen, ärztlicher Dienst, Bereichsleitung, Stationsleitung Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss): Ethische Fallbesprechung zum Thema „geschützter“ oder „offener“ Bereich. Schaffen wir eine symmetrische Beziehung mit den Patient:innen durch eine Teilöffnung?

10:45 – 11:15 Uhr
Pause

11:15 – 12:00 Uhr
Martijn in het Veld (Architekt, EGM Architekten Nijmegen / Niederlande): Architektonische Gestaltung in der Psychiatrie. Eine multidisziplinäre kooperative Annäherung

12:00 – 12:45 Uhr
Adriane Di TaviCanavarro (Pflegefachperson, B.Sc., Alexius-/ Josef Krankenhaus Neuss): Soteria auf einer psychiatrischen Akutstation Eine wohngemeinschaftsähnliche Einrichtung unterstützt den Beziehungsaufbau und Kooperation mit den Patient:innen

12:45 – 13:00 Uhr
Andrea Kuckert & Ehler Voss: Summing-up

13:30 – 14:00 Uhr
Mittag (Lunchpakete)

14:00 – 14:30 Uhr
Führung durch das psychiatrische Krankenhaus

14:30 – 15:30 Uhr
Hybride Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Ethnologie und Medizin (AGEM)

 

Anmeldungen bitte bis zum 8. November 2024 an: facettenderkooperation[ at ]agem.de

Wenn Sie Freitagsmittag vor der Konferenz in der Cafeteria auf eigene Kosten essen möchten, geben Sie dies bitte bei der Anmeldung an.

Externen Gästen empfehlen wir als Unterkunft das nahegelegenen Dorint-Hotel: https://hotel-duesseldorf-neuss.dorint.com

Am Freitagabend besteht die Möglichkeit eines gemeinsamen Abendessens bei den Veranstalter:innen der Konferenz. Im Nachgang können in privater Atmosphäre Themen vom Nachmittag weiter vertieft und Diskussionen fortgesetzt werden. Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung an, ob Sie daran teilnehmen möchten (ein Sparschwein freut sich über eine Spende für Essen und Getränke).

Konzept und Organisation:
Andrea Kuckert (AGEM, Alexius/Josef-Krankenhaus Neuss)
Ehler Voss (AGEM, Worlds of Contradiction Universität Bremen)

Contact

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facettenderkooperation[ at ]agem.de