Kulturen des digitalen Gedächtnisses

Die 8. Jahrestagung des Verbands »Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.« findet 2022 an der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam statt; CfP bis 15.07.2021

Zusammenfassung

Beschreibung

Kulturen des digitalen Gedächtnisses, 8. Jahrestagung des Verbands »Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.«,  7.-11. März 2022 


Call for Papers bis 15.07.2021

Kulturen beruhen auf Erinnerung, auf Techniken der Speicherung, der Überlieferung, die Tradition und Geschichte erst ermöglichen. Für die Geisteswissenschaften ist dieses auf Praktiken und Objekten basierende kulturelle Gedächtnis das Fundament, auf dem sie arbeiten, von dem aus sie forschen: ein Fundament, das derzeit – in Archiven, Bibliotheken, Museen, Behörden und Stiftungen, Konzernen und NGOs – digitalisiert wird. Diese digitale Transformation der Speicher- und Übertragungsmedien sowie deren Praktiken und Technologien des Erinnerns, aber auch des Vergessens, zu gestalten wie zu reflektieren, ist eine der Aufgaben der Geisteswissenschaften. 

Dabei wird nicht nur das interpretative Geschichtsverstehen durch digitale Methoden ergänzt, es wandeln sich auch die Gegenstände der Geisteswissenschaften und deren Einbettung in die medialen Speicher und Kanäle der Kulturen. Vor unseren Augen entsteht ein digital prozessiertes, zugleich gegenwärtiges und historisches Datenerbe, das einer eigenen Gedächtnisarbeit bedarf: das es zu erforschen, zu bewahren, zu pflegen und zu vermitteln gilt. Die digitalen Geisteswissenschaften sind dabei nicht nur Motor dieser digitalisierungsgetriebenen Transformation, sondern in kritischer Tradition auch eine Reflexionsinstanz des kulturellen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, ökonomischen, politischen und bei all dem auch infrastrukturellen Wandels.

Welche Konsequenzen aber hat es, dass wir das Digitale zunehmend als Bedingungsrahmen für unsere gegenwärtigen Gedächtniskulturen und deren Praktiken begreifen müssen? Was bedeutet es, geisteswissenschaftliche Gedächtnisarbeit auch als informationstechnologische Datenbankarbeit, als Aushandlung von Metadatenstandards, als digitalen Sammlungsaufbau, als Korpuskuratierung, als FAIRes Forschungsdatenmanagement zu begreifen? Welche Rekodierungs- und Modellierungsarbeit ist nötig, um das kulturelle Gedächtnis digital zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln? Wie wandelt sich die historische Erinnerung, wenn sie etwa um Techniken der datenbasierten Mustererkennung erweitert wird? Was für Erinnerungstechniken sind eigentlich Parsing oder Preprocessing – was für ein Form des Gedächtnisses ist der Datenbankdump? Und welche Potenziale bergen offene Zugänge zum kulturellen Erbe für die historische Selbstvergewisserung gegenwärtiger Kulturen? Wie müssen solche Zugänge – als Grundlage der Arbeit der digitalen Geisteswissenschaften – gestaltet werden?

Derartige Fragen nach den Folgen der Digitalisierung für die gegenwärtigen und künftigen Kulturen des digitalen Gedächtnisses zu stellen, bedeutet auch, intensiver über Infrastrukturen des digitalen Gedächtnisses nachzudenken, denn diese werden derzeit neu verhandelt: wissenschaftlich, gesellschaftlich, ökonomisch, rechtlich und politisch. Spätestens hier werden die Kulturen des digitalen Gedächtnisses selbst zum Politikum, das die Praktiken der digitalen Geisteswissenschaften rahmt und bedingt. Dass Algorithmen der digitalen Geisteswissenschaften aus den Händen von Konzernen stammen und dass die Infrastrukturen unserer digitalen Gedächtniskulturen sowohl ein ökonomisches Gut als auch ein Gegenstand politischer Aushandlungen sind, sollte die stets auch kritischen Geisteswissenschaften intellektuell beunruhigen.

Über den Schwerpunktbereich ›Kulturen des digitalen Gedächtnisses‹ hinaus sind Einreichungen zu allen Themen aus den Digital Humanities sowie die Vorstellung und Diskussion von positiven und negativen Projektergebnissen willkommen.

Die Universität Potsdam, die Fachhochschule Potsdam und das Land Brandenburg laden Sie, gemeinsam mit dem Kulturpartner Museum Barberini, zur Teilnahme an der Jahrestagung der deutschsprachigen Digital Humanities ein und freuen sich auf eine ereignis-, erkenntnis- und diskussionsreiche Tagungswoche.

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