Zusammenfassung
- Was Stellenangebot — Promotionsstipendium
- Wann to (Europe/Berlin / UTC100)
- Wo Bonn — Deutschland
- Vergütung 1.700 €/ Monat
- URL https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/medien-universitaet/medien-arbeiten-an-der-uni/medien-personalmanagement/pdfs-stellenausschreibungen-studierende/ausschreibung_tucher-familienwappen_dt.pdf
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Beschreibung
Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist eine international operierende Forschungsuniversität mit einem breiten Fächerspektrum. 200 Jahre Geschichte, rund 33.000 Studierende, mehr als 6.000 Beschäftigte und ein exzellenter Ruf im In- und Ausland: Die Universität Bonn zählt zu den bedeutendsten Universitäten Deutschlands und wurde zur Exzellenzuniversität ausgezeichnet.
Die 2012 gegründete gemeinnützige Tucher Kulturstiftung vertritt die kulturellen Interessen der Familie und der 1503 gegründeten Dr. Lorenz Tucher’schen Familienstiftung. Als gemeinnützige Stiftung verwaltet sie deren unveräußerlichen, ehemals freiherrlichen Kunst- und Kulturbesitz. Sie trägt zur Bewahrung, wissenschaftlichen Erforschung und Vermittlung dieser Bestände bei, die Nürnberg und die Region seit Jahrhunderten prägen.
Die Tucher Kulturstiftung und die Argelander-Professur für Kritische Museums- und Heritage Studien suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n
Doktorand*in
1.700 €/ Monat Promotionsstipendium, 1.500 €/Jahr Reise- und Sachkosten
für das Forschungsprojekt „Die Darstellung von Schwarzen Menschen in europäischer Kunst und materieller Kultur am Beispiel des Tucher Familienwappens“.
Die Argelander-Professur für Kritische Museums- und Heritage Studien befasst sich mit transdisziplinärer und transkultureller Kulturerbenforschung, einschließlich der Erprobung von dekolonialen Methoden, und strebt eine Plurifizierung von Wissensformen in Museen und Kulturerbe an. Sie ist im Transdisziplinären Forschungsbereich 5 „Present Pasts“ sowie der Forschungsstelle „Global Heritage Lab“ der Universität Bonn angesiedelt.
Die TRA 5 Present Pasts erforscht aus transdisziplinärer Perspektive vergangene kulturelle, politische, soziale und ökonomische Konstellationen in umfassender geografischer Breite und historischer Tiefe. Im Fokus der TRA stehen insbesondere die Wechselbeziehungen zwischen tagesaktuellen Herausforderungen und Prozessen sowie Verhandlungen vergleichbarer Phänomene in der Vergangenheit. Das aus einem solchen komparativhistorischen Zugriff generierte Wissen über die Funktionsweisen von kulturellen Praktiken kann zu einem besseren Verständnis der Gegenwart beitragen.
Die Tucher Kulturstiftung sichert den Kulturbestand der Stiftung und belebt das historische Bewusstsein. Die Stiftung verfolgt über die allgemeine Förderung hinaus vor allem eigene Projekte. Dabei steht im Zentrum der Aufgaben die stiftungseigenen Kunstbestände als beispielhaften Bestand des Nürnberger Patriziats zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln. Die Bestände der Tucher Kulturstiftung umfassen 700 Jahre Kunstund Kulturgeschichte, darunter Tafel- und Glasmalerei, Kunsthandwerk, Textilien, und Grafik sowie ein umfangreiches Schriftarchiv. Hinzu treten Tucheriana anderer Sammlungen wie der Nürnberger Kirchen St. Sebald und St. Lorenz sowie internationaler Museen wie dem British Museum, dem Museum of Fine Arts in Boston oder der Gemäldegalerie Berlin. Auf vielen dieser Gegenstände prangt seit 1345 das Familienwappen der Tucher, das als zentrales Motiv den Kopf einer Person of Colour im Profil trägt. Während in der Frühen Neuzeit die Darstellung als Porträt des Heiligen Mauritius und Symbol christlicher Wehr- und Tugendhaftigkeit gedeutet wurde, lassen Darstellungen aus der Kolonialzeit eher auf stereotype, rassifizierende Ideen von Schwarzen Menschen schließen.
Im Rahmen des Promotionsstipendiums „Die Darstellung von Schwarzen Menschen in europäischer Kunst und materieller Kultur am Beispiel des Tucher Familienwappens“ soll einigen der vielfältigen Fragen nachgegangen werden, die das Familienwappen aufwirft. Was kann die sich über die Jahrhunderte wandelnde Darstellung von Schwarzen Menschen/ BIPoC/ Menschen der globalen Mehrheitsgesellschaft im Wappen über die Wahrnehmung von Menschen aus Afrika und in der afrikanischen Diaspora in Europa aussagen? Wie prägte die Präsenz Schwarzer Menschen in Europa die Darstellungen? Welche Rolle spielten ideengeschichtliche und politisch-ökonomische Umwälzungen, wie die Aufklärung in Europa, der transatlantische Handel mit versklavten Menschen und die Kolonialisierung außereuropäischer Territorien, bei den unterschiedlichen Darstellungsweisen? Welchen Zwecken diente die Identifizierung einer weißen Patrizierfamilie mit einer Schwarzen Person in diesen unterschiedlichen Epochen? Und inwieweit beeinflusste die sich ebenfalls wandelnde Materialität in europäischer Kunst und Kunsthandwerk die Darstellungsformen des Familienwappens?
Der/Die Doktorand*in ist eingeladen, eigene Forschungsschwerpunkte nach seiner/ihrer Expertise (Epochen, Materialitäten) zu setzen und Vergleichsbeispiele in die Forschung einzubringen. Gewünscht ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Kipppunkten der Eigen- und Fremdwahrnehmung, die durch das sich wandelnde Familienwappen ausgedrückt werden – vom positiv konnotierten christlichen Heiligen aus Afrika im Spätmittelalter hin zur Darstellung eines inferior konnotierten Person of Colour in der Kolonialzeit und der damit zusammenhängenden Selbstwahrnehmung der Patrizierfamilie. Die Bezugnahme auf Ansätze aus den Postcolonial und Critical Whiteness Studies ist ebenfalls ausdrücklich erwünscht.
Das Promotionsstipendium der Tucher Kulturstiftung beläuft sich auf 1.700 €/ Monat. Zusätzlich kann ein Familienzuschlag von 300 €/ Monat gewährt werden. Neben 1.500 €/ Jahr für Sach- und Reisekosten werden auch ein Arbeitsplatz und Laptop durch die Argelander-Professur für Kritische Museums- und Heritage Studien zur Verfügung gestellt. Dies soll unter anderem Flexibilität zwischen dem Arbeitsort Bonn und den zu beforschenden Sammlungen in Nürnberg sowie internationale Forschungsreisen und Konferenzteilnahmen ermöglichen. Der/Die Stipendiat*in hat die Möglichkeit, Mitglied des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Present Pasts“ sowie der Forschungsstelle Global Heritage Lab zu werden. Das Stipendium wird für 36 Monate mit Möglichkeit auf Verlängerung um weitere 12 Monate ausgeschrieben. Das Stipendium sobald wie möglich angetreten werden.
Ihre Aufgaben:
- Eigenständige Forschung zum Thema „Die Darstellung von Schwarzen Menschen in europäischer Kunst und materieller Kultur am Beispiel des Tucher Familienwappens“
- Jährliche Forschungsreporte
- Abschluss eines Betreuungsverhältnisses an der Universität Bonn mit Beginn des Stipendiums
Ihr Profil:
- Abgeschlossenes Masterstudium in Sozial- und Kulturanthropologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Museumsstudien, Material Culture Studies, Postcolonial Studies oder verwandten Fächern
- Erfahrung im Umgang mit altdeutschen Schriften
- Erfahrung im Umgang mit historischer materieller Kultur
Die Universität Bonn setzt sich für Diversität und Chancengleichheit ein. Sie ist als familiengerechte Hochschule zertifiziert. Ihr Ziel ist es, den Anteil von Frauen in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, zu erhöhen und deren Karrieren besonders zu fördern. Sie fordert deshalb einschlägig qualifizierte Frauen nachdrücklich zur Bewerbung auf. Bewerbungen werden in Übereinstimmung mit dem Landesgleichstellungsgesetz behandelt. Die Bewerbung geeigneter Menschen mit nachgewiesener Schwerbehinderung und diesen gleichgestellten Personen ist besonders willkommen. Die Bewerbung von Menschen, die sich als BIPoC identifizieren, sind ausdrücklich erwünscht.
Wenn Sie sich für dieses Promotionsstipendium interessieren, senden Sie bitte folgende Unterlagen
- Aussagekräftiges Anschreiben
- 1-2seitiges Forschungsexposé
- Schreibbeispiel (Mastarbeit oder Publikation)
- CV
Ihre vollständigen, aussagekräftigen in deutscher oder englischer Sprache formulierten Bewerbungsunterlagen schicken Sie bis 31. Januar 2024 aus technischen Gründen ausschließlich in einer zusammengeführten PDF-Datei per E-Mail an Frau Nana Tsiklauri ntsiklau( at )uni-bonn.de. Für weitere Auskünfte steht Ihnen Frau Jun.-Prof. Dr. Julia Binter (julia.binter( at )uni-bonn.de) gerne zur Verfügung.