(Un-)Fassbar?! Zur Ausstellungspraxis (im)materieller Kulturen

Ausgehend von der gegenwärtigen Hinwendung zum Immateriellen wird der Sektionsworkshop Ideen des Bewahrens und Ausstellens (im)materieller Kulturen und Praktiken diskutieren.

Zusammenfassung

Beschreibung

Materielle Kultur wird vorwiegend als „culture made material“ verstanden. Kulturelle Normen, Wertvorstellungen, Ideologien manifestieren sich in alltäglichen Objekten und den ihnen verbundenen Praktiken; sie werden darin sichtbar und durch sie vermittelt, reflektiert und hinterfragt. Neben ihren funktionalen Aspekten ist materielle Kultur durch eine Reihe weiterer Dimensionen wie Ästhetik und Design charakterisiert, die Identitätskonstruktionen und sozialen Interaktionen dienen. Dabei wird materielle Kultur durch Vorstellungen und Praktiken bestimmt, die nicht oder nur vorübergehend wahrnehmbar sind und keine direkten materiellen Spuren hinterlassen; zudem werden Objekte oftmals konsumiert und/ oder in ihren materiellen Formen verändert, so dass sie nicht mehr sichtbar oder nicht mehr haptisch präsent erscheinen. Un-fassbar, nicht-materiell oder immateriell: mit diesen Begriffen sollen kulturelle Artefakte und Techniken umschrieben werden, die einer vergangenen oder gegenwärtigen Dingwelt zugehören und dennoch materialiter nicht unmittelbar zugänglich sind. Dazu gehören Vorgänge und Tätigkeiten, in denen die Dinge eine eher marginale Rolle zu spielen scheinen, etwa die Zubereitung von Speisen, gemeinsame Lektüre, Spielen, Tanzen etc., also Praktiken, die bestimmte Traditionen, ethische Dispositionen, soziales Selbstverständnis u.v.m. implizieren. Diese Formen immaterieller Kultur mit ihren unterschiedlichen Handlungsmotiven und Nutzungsstrategien und ihren Rückwirkungen auf Wahrnehmungsweisen, Denkmuster und gesellschaftliche Konstellationen haben in der materiellen Kulturforschung das Verhältnis von Subjekt und Objekt erneut zur Diskussion gestellt. Auch für die Museums- und Ausstellungsarbeit gewinnt der Begriff der Immateriellen Kultur seit geraumer Zeit an Bedeutung, zumal die UNESCO 2001 das nicht-materielle Erbe, das sogenannte Intangible Heritage, zum schützenswerten Bestandteil des weltweiten Kulturellen Erbes erklärt hat. Die Museen sehen sich vor die paradoxe Aufgabe gestellt, mit den materiell fassbaren Objekten auch die ihnen korrespondierenden immateriellen Praktiken als Ausdrucksformen kultureller Überlieferungen zu präsentieren und somit der Anschauung, der Erinnerung wie auch der historischen Analyse zugänglich zu machen. Ausgehend von der gegenwärtigen Hinwendung zum Immateriellen wird der Sektionsworkshop Ideen des Bewahrens und Ausstellens (im)materieller Kulturen und Praktiken diskutieren. Aktuelle Konzepte und Theorien aus dem Bereich der Ausstellungspraxis und -ästhetik sollen vorgestellt und Perspektiven der Archivierung und Exposition aus den Bereichen Kunst, Performanz, Religion, Literatur, Ethnologie thematisiert werden. Anmeldungen zu dem Workshop mit einer kurzen Projektskizze und/ oder Angaben zu thematisch relevanten Interessenschwerpunkten werden bis zum 31. Mai 2019 erbeten an: materialitaet@uni-koblenz.de

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