Sinn in der Krise. Kulturwissenschaftliche Beobachtungen zur Covid-19-Pandemie

Das Institut für Kulturwissenschaften in Leipzig freut sich den folgenden Call for Abstract an Sie zu schicken: Sinn in der Krise. Kulturwissenschaftliche Beobachtungen zur Covid-19-Pandemie

Zusammenfassung

  • Was Call For PapersSinn in der Krise. Kulturwissenschaftliche Beobachtungen zur Covid-19-Pandemie
  • Wann to (Europe/Berlin / UTC200)
  • Termin herunterladen event_note iCal Datei herunterladen

Beschreibung

Die Covid-19-Pandemie bestimmt spätestens seit Bekanntgabe von Ausgangsbeschränkungen im März 2020 nicht nur die politische und öffentliche Debatte, sondern sie verändert auch Selbstverständlichkeiten des Alltags. Sie wird als tiefgreifende Krise wahrgenommen – so tiefgreifend, dass schon jetzt von einer Zeit vor und einer Zeit nach Corona die Rede ist.

Krisen wird Vieles zugesprochen: Sie sollen etwa den „wahren Charakter“ eines Menschen zeigen (so ein Zitat von Helmut Schmidt) oder Innovationen und Lernen befördern (so eine Lesart der Organisationsforschung). Wissenschaftlich wurden Krisen als ein Indikator für die neuzeitliche Semantik der Dynamisierung und Beschleunigung gedeutet (so eine These Kosellecks) oder als ein Modus, der immanente Widersprüche einer Gesellschaftsordnung zutage treten lasse (so in Marxens Krisentheorie). 

Offensichtlich ist, dass im Kontext der aktuellen Krise viele gesellschaftlich relevante Themen in neuem Lichte verhandelt werden. Die meist ins Private verlagerten Fragen nach Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit verbinden sich nun auf gesellschaftlicher Ebene mit Fragen der Versorgungssicherheit und Infrastruktur, der Solidarität und Gleichberechtigung, aber auch mit medizinethischen Dilemmata, wirtschaftlicher Risikofolgenabschätzung und Fragen politischer Resilienz. Auch umfassende Themen wie Klimawandel, Globalisierung, soziale Ungleichheit oder Digitalisierung erhalten in der Krise eine spezifische Färbung. Die Herausforderungen scheinen also nicht einzig im Eindämmen eines neuartigen Erregers zu liegen, sondern auch im Aufbrechen bestehender Deutungsgewohnheiten und eingeübter Praktiken aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Es ist diese Heterogenität der Themen, die es unmöglich macht, die gegenwärtige Lage mit einer schnellen Gesamtdeutung zu erfassen.

Vor diesem Hintergrund plant das Institut für Kulturwissenschaften ein Buch, das einen Teil dieser Facetten der Krise aus kulturwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Kultur verstehen wir in einem breiten Sinne als Herstellung von Sinn und Bedeutung. Die Covid-19-Pandemie stellt wie auch andere Krisen zuvor in vielfältiger Hinsicht den Common Sense der alltäglichen Lebenswelt in Frage und fordert zur Um- und Neuordnung von Sinn und Bedeutung heraus. Wir fragen nach Beispielen für solche Um- und Neuordnungen. In der Gesamtschau der Beispiele soll das Buch einen Beitrag zum Verstehen der Krise leisten: ihrer Besonderheit und/oder Vergleichbarkeit sowie ihrer Widersprüchlichkeit und/oder Einheitlichkeit.

Die Verantwortlichen freuen sich auf Beitragsvorschläge aus dem gesamten interdisziplinären Spektrum der Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Beiträge sollen jeweils spezifische Facetten der Krise vertiefen und können sowohl theoretischer als auch empirischer Art sein: ein kulturgeschichtlicher Blick auf frühere Problemlösungsstrategien und historische Krisendeutungsmuster; eine Ethnologie des (neuen) Alltags; eine Analyse der materiellen Kultur der Pandemie; Diskurs- und Bildanalysen des überwältigenden Publikationsgeschehens oder auch Beobachtungen zur Neusortierung von Sinnkonstruktionen im sozialen Feld. Wie gerät Sinn in die Krise – wie ergibt sich Sinn aus der Krise? Zur Klärung dieser Frage ebenfalls von Interesse sind Aufarbeitungen spezifischer theoretischer Perspektiven etwa philosophischer oder soziologischer Art, die für die aktuelle Lage fruchtbar gemacht werden können.

Wenn Sie Interesse haben, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen, schicken Sie bitte eine Skizze Ihres Beitrages (300-500 Wörter) samt einer Kurzbiografie bis zum 12. Juli. Sie erhalten von uns eine Rückmeldung zur Annahme Ihres Beitrages bis zum 31. Juli 2020. Die Frist zur Einreichung der vollständigen Artikel (5.000 bis max. 8.000 Wörter) ist der 31. Oktober 2020. Geplant ist eine Online-Autor*innenkonferenz im November 2020.

Kontakt

Nähere Informationen

Dr. Ringo Rösener

ringo.roesener[ at ]uni-leipzig.de

Dokumente senden an

sinn.der.krise[ at ]uni-leipzig.de