Offene Jahrestagung der Sektion Kultursoziologie

Die deutschsprachige Kultursoziologie ist ein vielfältiges und lebhaftes Forschungsfeld. Wie sich nicht zuletzt in unserer Sektionsumfrage "Die Kultursoziologie geht ins Labor" von 2017 gezeigt hat, ist sie von einer Mischung klassischer kultursoziologischer Forschungen und einem Schub neuer Themen und Inhalten geprägt.

Zusammenfassung

  • Was Call For PapersOffene Jahrestagung der Sektion Kultursoziologie
  • Wann to (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Universität Kassel
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Beschreibung

Die kommende Jahrestagung soll dieser Vielfalt Rechnung tragen, sich zugleich aber auch einen sortierenden Überblick über die Forschungsthemen innerhalb der Sektion verschaffen. Deshalb wollen in diesem Jahr eine Kombination aus dem stark nachgefragten Format der "offenen Tagung" und unserem Vorschlag zu intensiven Austauschformaten organisieren, der aus den Ergebnissen der Sektionsumfrage hervorgegangen ist. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich mit einem Beitrag zu dieser Tagung einbringen würden. In diesem Zusammen möchten wir auch Interessierte und (Noch)-Nichtmitglieder explizit ermutigen, eigene Beitragsvorschläge einzusenden. Sie haben in diesem Jahr die Wahl zwischen der Präsentation Ihrer aktuellen Forschung als eigenständiges Thema oder als Beitrag in einem der vier Themenfelder der Workshops. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen solchen Workshop selbstständig zu organisieren und durchzuführen. Die Workshops sollen auch dazu dienen, aktuelle Interessenlagen in der Sektion zu erkennen und diese nach Möglichkeit zu bündeln. Des Weiteren wollen wir dem Bedürfnis nach einer Sektions-Debatte über eine neue kultursoziologische Zeitschrift nachkommen, indem wir dazu Expertinnen und Experten einladen und mit ihnen entsprechende Ideen und Optionen diskutieren.

Ausrichtung der Jahrestagung


1) Thematisch offene Vorträge, eventuell durch Kommentare begleitet


2) Beiträge zu bzw. Organisation von Workshops zu den Themen
- Kulturwandel und gesellschaftliche Krisen
- Materielle Kultur
- Soziologie und Anthropologie
- Methoden und gesellschaftliche Relevanz
Diese vier Themenfelder sind Ergebnis der Interessenumfrage innerhalb der Sektion, die wir 2017 unter den Mitgliedern durchgeführt haben. Es ist grundsätzlich auch möglich, ein neues Workshop-Thema zu beantragen, sofern absehbar ist, dass dazu eine kritische Masse von TeilnehmerInnen zu erwarten ist.


3) Round Table zur Gründung einer peer-reviewten kultursoziologischen Zeitschrift


Zu 1) Bitte schicken Sie uns ein Abstract von nicht mehr als einer Seite. Sie sind frei in der Themenwahl, wobei ein klarer Bezug zur allgemeinen Kultursoziologie erkennbar sein soll. Dieser Bezug sollte einleitend kurz skizziert werden.


Zu 2) Hier haben Sie zwei Möglichkeiten:
2a) Einreichung eines Beitrags ohne bzw. mit Zuordnung zu einem Workshopthema. Wenn keine Zuordnung gewünscht wird, übernehmen wir das.
2b) Übernahme der Organisation und Durchführung eines eigenen Workshops
In diesem Fall wären Sie mit dessen inhaltlicher Zusammenstellung und Organisation betraut, wobei wir Sie dabei natürlich tatkräftig unterstützen. Bitte senden Sie uns ein Abstract von höchstens einer Seite zu einem von Ihnen untersuchten Forschungsfeld und dessen Nutzen für die aktuelle Situation und Relevanz kultursoziologischer Forschung. Nennen Sie uns dort evtl. auch schon potentielle BeiträgerInnen. In Ihrem Workshop-Abstract soll es ausdrücklich nicht um Exposition, sondern um Problembearbeitung gehen: Warum ist das von Ihnen behandelte Thema – gern auch mit Bezug auf eines oder mehrere der aufgeführten Themenfelder – relevant für unsere Labor-Diskussion? Vor welchen Problemen stehen Sie aktuell in ihrer Forschung und welche Probleme wollen Sie im Workshop diskutieren?


Wir bitten um Zusendung der Abstracts bis spätestens zum 31.3.2019 an bogusz@uni-kassel.de. Je nach Teilnehmerzahl und Raumauslastung soll es grundsätzlich auch möglich sein, ohne eigenen Beitrag an der Tagung bzw. an den Workshops teilzunehmen. Bitte schreiben Sie uns dazu gerne eine Nachricht.

Die vier Themenfelder des Workshops
Themenfeld I: Kulturwandel und gesellschaftliche Krisen
In diesem Themenfeld geht es um die Vermittlung zwischen „klassischen“ kultursoziologischen Untersuchungsgebieten (wie Literatur, Ästhetik und Kunst) und gesellschaftlichen Gegenwartsphänomenen (wie Medialisierung, Digitalisierung, Globalisierung, Ökonomie, Markt und Arbeit), die entsprechende Forschungsfelder darstellen, die in der Umfrage besonders häufig genannt wurden im Zusammenhang mit Untersuchungen zum gegenwärtigen kulturellem Wandel. Inwieweit können literarische, ästhetische oder künstlerische Ausdruckformen, Indikatoren bzw. Akteure dieses Wandels sein? Wie vermitteln Globalisierung und Digitalisierung neue und alte mediale Ausdruckformen und Praxen bzw. bringen diese hervor? Und wo/wie kann kultursoziologisches Wissen gesellschaftliche Krisen (Finanzkrise, Demokratiekrise, Kriege und Migrationsbewegungen)
analytisch und zeitdiagnostisch beobachten und erfassen? Aus den Antworten ging hervor, dass die kultursoziologische Forschung zu wenig „gesellschaftspolitisch“ ausgerichtet ist und stärker ausgerichtet werden soll.

Themenfeld II: Materielle Kultur
Die Untersuchung der Bedeutung und Funktionsweisen von Artefakten wurde in der Umfrage als besonders prominent bewertet. Das betrifft zum einen die Gegenstände der Forschungsprojekte, wie Technologien, Infrastrukturen, digitale Umwelten, materiale Kulturen, Architekturen etc. Es betrifft aber ebenfalls die methodische und theoretische Ausrichtung der eigenen Forschungsprojekte, z.B. in Richtung Akteur-Netzwerk-Analyse und (Neo-)Materialismen, sowie die Ausrichtung der Forschungskooperationen in die Technik- und Ingenieurwissenschaften hinein. Diese Betonung der Artefakte schließt an Diskussionen bei früheren Tagungen und Veranstaltungen der Sektion an. Es scheint auf einen gewissen Diskussionsbedarf hinsichtlich der Frage zu verweisen, wie die traditionell eher handlungstheoretisch orientierte Kultursoziologie mit dem Auftauchen von Artefakten, sowohl in der empirischen Umwelt als auch in der eigenen Wissenschaftslandschaft, umzugehen habe.

Themenfeld III: Anthropologische Fragen
Sowohl hinsichtlich der Bedeutung empirischer Untersuchungen als auch in theoretisch konzeptioneller Hinsicht gibt es ein großes Interesse an der Verknüpfung kultursoziologischer Fragen mit anthropologischen Perspektiven (in den differenten Bedeutungen dieses Begriffes: vor allem im Blick auf Disziplinen wie Philosophie, Ethnologie, Archäologie resp. „social and cultural anthropology“ oder auch „anthropologie“ / „ethnologie“ (frz.). Genannt wurden aber auch andere Disziplinen, auf die sich der Blick richten sollte (z.B. Natur- und Technikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften). Während das Interesse an der Philosophischen Anthropologie weiterhin sehr stark ist, wurden auch aktuelle Theorien, Themen- und Anwendungsfelder der Kultur- und Sozialanthropologie wie das 'Anthropozän', Mensch-Umwelt-Beziehungen, Neue soziale Ontologien/Anthropologien und des Neo-Vitalismus genannt. Hier wäre die Herausforderung, durchaus unterschiedliche Zugänge (und Disziplinen sowie Verständnisse) anthropologischen Denkens und Forschens miteinander ins Gespräch zu bringen. Dieses Themenfeld könnte zugleich auf die geplante Sektionstagung zum Gesellschaftsbegriff vorbereiten, die sich ebenfalls einer systematischeren Annäherung zwischen kultursoziologischen und ethnologischen/sozial- und kulturanthropologischen Studien widmen soll.

Themenfeld IV: Methoden und gesellschaftliche Relevanz
In diesem Themenfeld sollen Anforderungen an aktuelle Methoden der empirischen kultursoziologischen Forschung diskutiert werden. Was sind empirische Daten, wie entstehen sie und wie können sie aus kultursoziologischer Perspektive in der Öffentlichkeit vermittelt werden? Welche normativen Bewertungen und Entscheidungen spielen dabei eine Rolle? Vor welche epistemologischen, methodischen, politisch-normativen, materialen und forschungspraktischen Herausforderungen ist kultursoziologische Forschung in Zeiten von Digitalisierung und Big Data gestellt? Scheiden sich die Geister an der Frage methodischer Kriterien, der Reichweite soziologischer Untersuchungsergebnisse oder geht es immer auch um gesellschaftspolitische bzw. agnostische Ansprüche an Wissenschaftlichkeit? Und welche Konsequenzen – organisatorischer, finanzieller wie forschungspolitischer Art – hätten Ausgründungen und Neugründungen soziologischer Vereinigungen (z.B. der „Akademie für Soziologie“), mithin also eine institutionelle themen- und methodenzentrierte Fragmentierung für das Fach, sowie für die inter- und transdisziplinäre gesellschaftswissenschaftliche Forschung insgesamt?

 

 

 

Kontakt

Nähere Informationen

Tanja Bogusz, Dominik Schrage und Robert Seyfert

bogusz[ at ]uni-kassel.de