transmediale 2020: End to End. Das unendliche Netzwerk

Ausgehend von dem Konzept des Eternal Network des Fluxus-Künstlers Robert Filliou beleuchtet die diesjährige transmediale-Ausstellung die Entwicklung von Netzkulturen und ihre gesellschaftliche Bedeutung – von Prä- bis Post-Internet-Art. Können Netzwerke angesichts des digitalen Populismus und der politischen Spaltung der Gesellschaft noch für emanzipatorische Ansätze stehen? Der Film- und Video-Tag Streaming Life widmet sich gegenwärtigen Online-Videokulturen: mit Lectures zu Videoblogging, maschinellem Lernen und algorithmischen Bildern sowie der Berlin-Premiere von Shengze Zhus Dokumentarfilm Present.Perfect.

Zusammenfassung

Beschreibung

Netzwerke sind überall, seien es persönliche oder organisatorische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche, zentrale oder dezentrale: Knotenbasierte Kommunikation und Informationsaustausch sind wohl zum entscheidenden Ausdruck der Globalisierung und der digitalen Gesellschaft geworden. Ein gewisser Netzwerk-Idealismus umspannt die Welt, so dass sämtliche Netzwerkformen und -praktiken vor allem durch die technobürokratische Urform des Internets definiert werden. Bereits 1967 schrieben die Künstler Robert Filliou und George Brecht „The Network is Everlasting“. Die Zeile stammt aus einem Vor-Internet-Gedicht, in dem die Vernetzung alltäglicher Handlungen in einer zunehmend globalisierten Welt zelebriert wird. Diese poetische Vorstellung von einem „unendlichen Netzwerk“ erinnert daran, dass Netzwerkkulturen auch jenseits der technischen Realität der „real existierenden“ Netzwerkkultur wie wir sie heute kennen bestehen.

Inspiriert von dieser Vor-Internet-Vorstellung von Netzwerken beschäftigt sich die transmediale 2020 – End to End mit vergessenen und möglichen Zukunftsszenarien mit und ohne Netzwerke. Ein Jahrzehnt hinter sich lassend, das vor allem durch einen Backlash gegen das Internet und die Netzwerkgesellschaft gekennzeichnet ist, hat die transmediale eine umfassende Neubewertung von Netzwerken und deren Grenzen zum Ziel. Als Ausgangspunkt dient die Geschichte europäischer, in den 1990ern entstandener kritischer Internetkulturen: Zusammen mit einer Reihe anderer weltweiter Experimente zur autonomen Vernetzung boten sie immer wieder Alternativen zum Denken des Technologischen Solutionismus und den zentralisierten Geschäftsmodellen des Silicon Valley.

Über das Erbe kritischer und unabhängiger Internetkulturen will die transmediale 2020 nicht nur die Grenzen internetbasierter Netzwerke sichtbar machen, sondern auch Alternativen für einen nachhaltigen sozialen Wandel aufzeigen. Gibt es eine denkbare Gegenmacht zu Netzwerken? Welche alternativen technologischen Modelle und kulturellen Narrative sind nötig, um die Grundsätze der End-to-End-Kommunikation neu zu verhandeln? In der kommenden Festivalausgabe werden diese Fragen in der Eröffnungswoche mit Talks, Workshops, Screenings und Performances sowie in einer einmonatigen Gruppenausstellung untersucht. Darin werden neue künstlerische Arbeiten präsentiert, die Netzwerke gleichermaßen infrage stellen wie neu entwickeln.

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