Provokation der Erinnerung. Denkmalsdebatten vom 19. Jahrhundert bis heute

Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde; Dresdner Geschichtsverein; in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen; Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden / Anmeldeschluss 28.03.2019

Zusammenfassung

Beschreibung

Als Ausdruck des Totengedenkens, als Herrschaftszeichen oder als kollektives Symbol bürgerlicher und zivilgesellschaftlicher Werte spielen Denkmäler seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle im Prozess der gesellschaftlichen Selbstverständigung und öffentlichen Kommunikation. Die Begeisterung und der Anstoß für Monumente folgen dabei ebenso erinnerungskulturellen und geschichtspolitischen Konjunkturen wie die Denkmalkritik mit ihren mannigfachen Dekonstruktionsbemühungen. Wenn es einerseits nach dem klassisch gewordenen Diktum Robert Musils nichts auf der Welt gibt, das so unsichtbar ist wie ein Denkmal, so sind andererseits öffentliche Gedenk- und Erinnerungszeichen nach wie vor Ausgangspunkt für intensiv geführte Debatten und damit Ausdruck spannungsreicher Bewusstseinslagen, nicht zuletzt in Dresden. Der Umgang mit Denkmälern – ob Neuerrichtung, Abriss, Veränderung oder performative Einbindung – verweist daher stets auf größere (erinnerungs-)kulturelle Kontexte. Die widersprüchliche Geschichte der Denkmäler ist in der kulturwissenschaftlichen Forschung vor allem in Hinsicht auf die Erzeugung von Gruppenidentitäten und die Ausprägung des kollektiven Gedächtnisses untersucht worden. Hieran anknüpfend fragt die Tagung nach den Ursachen, Verlaufsformen, Akteuren und Wirkungen von Konflikten um öffentliche Monumente vom 19. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart. Damit soll nicht zuletzt ein besseres Verständnis für heutige Debatten um ein angemessenes Erinnern ermöglicht werden.

Programm

Donnerstag, 4.4.2019

14.00 Uhr – Begrüßung

Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen

Manfred Wiemer, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Winfried Müller, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde

Moderation: Sönke Friedreich

14.30 Uhr – Friedemann Schmoll (Jena): Vom Herrschaftszeichen zur politischen Teilhabe. „Patriotische Drehkrankheiten“ und andere Konflikte der Denkmalsgeschichte

15.10 Uhr – Rolf Selbmann (München): Handfeste Erinnerungen. Über Dichterdenkmäler, ihre Standorte und den (heutigen) Umgang mit ihnen

15.50 Uhr – Kaffeepause

16.20 Uhr – Manfred Hettling (Halle/Saale): Thorwaldsens Luzerner Löwe und die Anfänge des Kriegerdenkmals um 1800

17.00 Uhr – Winfried Müller (Dresden): Vom Denkmal der nationalen Sammlung zur Reenactment-Bühne: Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal 1913–2013

19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Freitag, 5.4.2019

Moderation: Sarah Kleinmann

9.00 Uhr – Sönke Friedreich (Dresden): Denkmäler in sächsischen Städten um 1900. Initiativen, Aushandlungsprozesse, Konflikte

9.40 Uhr – Silke Göttsch-Elten (Kiel): „Das Vergegenwärtigen vaterländischer Ruhmestaten...“. Das Düppeldenkmal im Widerstreit deutsch-dänischer Identitätspolitik, 1871-1945

10.20 – Kaffeepause

10.50 Uhr – Sarah Thieme (Münster): Nationalsozialistische Denkmalkultur im städtischen Raum

11.30 Uhr – Lennart Kilian Kranz (Dresden): Gestürzte und restaurierte Regenten. Dynastische Denkmäler als Objekte der Störung, 1945-1956

12.10 Uhr – Mittagspause

Moderation: Justus H. Ulbricht

13.30 Uhr – Carola S. Rudnick (Lüneburg): Mehr als ein Streit um Steine und Worte – über Deutungs- und Generationenkämpfe in der Denkmalskultur

14.10 Uhr – Gabi Dolff-Bonekämper (Berlin): Der Runde Tisch – eine soziale Skulptur der Wende?

14.50 Uhr – Kaffeepause

15.20 Uhr – Hendrik Ziegler (Marburg): Denkmalstürze: von Herzog Alba bis Saddam Hussein

Abendveranstaltung

18.00 Uhr – Dresden und seine umstrittenen Denkmäler

Podiumsdiskussion mit

Ulrich Hübner, Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden, Abt. Denkmalschutz

Antje Kirsch, Freie Akademie Kunst + Bau e.V., Projektleiterin Archiv

Johannes Schulz, Politikwissenschaftler

Thomas Will, Professor für Denkmalpflege und Entwerfen an der TU Dresden

Moderation: Justus H. Ulbricht, Dresdner Geschichtsverein

Samstag, 6.4.2019

Moderation: Ira Spieker

9.00 Uhr – Stephan Scholz (Oldenburg): Denkmäler für Vertriebene und Geflüchtete – Funktionen, Traditionen, Konflikte

9.40 Uhr – Hans-Werner Retterath (Freiburg): „Schmierereien“, „nächtliche Scherze“ und Leserbrief-Schlachten. Das Freiburger Wegweiserensemble von 1965/66 als umstrittenes Vertriebenendenkmal

10.20 Uhr – Kaffeepause

10.50 Uhr – Tobias Weger (München): Zwischen Matthias Corvinus und römischer Wölfin. Geschichtspolitische Kontroversen um das Stadtzentrum von Cluj/Klausenburg/Kolozsvár im 20. Jahrhundert

11.30 Uhr – Karsten Brüggemann (Tallinn): Der Konflikt um den „Bronzenen Soldaten“ in Tallinn oder: Geschichte, die nicht vergeht

12.10 Uhr – Schlusswort

Anmeldung unter: www.isgv.de/denkmalsdebatten

Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

Kontakt

Nähere Informationen

Sönke Friedreich

Tel. 0351/436 16 43

soenke.friedreich[ at ]mailbox.tu-dresden.de