Ausstellung "Spiel der Kultur(en). Asien neu ausgestellt" im HVM St. Gallen

Nach der Wiedereröffnung des Asiensaals im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen präsentiert sich die Asiensammlung in einer neuen Form.

Zusammenfassung

Beschreibung

Endlich ist es soweit: Nach mehrjähriger, intensiver Arbeit kann das HVM seinen Asiensaal wieder eröffnen. Die Asien-Sammlung des HVM präsentiert sich in einer neuen Form, wissenschaftlich und sammlungsgeschichtlich überarbeitet, attraktiv inszeniert. Die Asiatika zählen nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den umfangreichsten Objektgruppen des HVM. Sie enthalten Kostbarkeiten verschiedenster Art.

Die Ausstellung vermittelt einen Eindruck vom ungeheuren Reichtum der asiatischen Kulturen. Mit dem Einbezug moderner Medien oder der lebensechten Schaufigur der indonesischen Bloggerin und Mode-Unternehmerin Diana Rikasari schlägt sie den Bogen zur Gegenwart. Vor allem aber zeigt sie, dass Kultur selbst den Charakter eines Spiels hat. Die Ausstellung beleuchtet die kulturelle Vielfalt der Spiele aus den verschiedenen Regionen und Zeiten, aber auch die Verschiedenartigkeit des Spiels in allen Bereichen der Kultur. Sie lädt dazu ein, in einem spielerischen Zugang das Eigene im Fremden zu erleben und verstehen zu lernen, wie die kulturelle Formenvielfalt die Begegnung zwischen den Kulturen bei allem Ernst zu einem Spiel werden lässt.

Alles aus China?

Immer wieder werden asiatische Kulturen mit Spiel in Verbindung gebracht. Es wird sogar behauptet, dass die meisten europäischen Spiele in China ihren Ursprung haben. Doch wenn man von dieser tendenziellen Exotisierung zurücktritt, fragt sich, ob eine generalisierte Charakterisierung der asiatischen Kultur(en) überhaupt sinnvoll erscheint. Vielmehr interessieren in dieser Ausstellung die Bedeutung von Spiel und sein Verhältnis zu Kultur allgemein. Ziel ist es daher, am Beispiel der asiatischen Kulturen zu erkunden, welche Stellung das Spiel im Verhältnis zur Kultur einnimmt.

Spiel und Formenvielfalt der Kulturen

Johann Huizinga (1872-1945), Kulturhistoriker und grosser Theoretiker des Spiels, weist darauf hin, dass das Spiel nicht nur einen Teil der Kultur darstellt: Die Kultur selbst ist als Spiel zu begreifen ist. Dort, wo menschliche Handlungsfreiheit und Kreativität gegeben sind, entstehen kulturelle Erzeugnisse. Der höchste Ausdruck des Spielcharakters der Kultur findet sich deshalb in ihrer Formenvielfalt. Asien wird in der neuen Ausstellung des HVM zum Ausgangspunkt gemacht, weil der Kontinent exemplarisch für eine schier unendliche kulturelle Diversität steht. Asien ist Heimat unterschiedlichster Ethnien. Der Aufbau der Ausstellung folgt keiner historischen oder geografischen Einteilung. Die Exponate werden themenübergreifend angeordnet. Mit Unterthemen wie «Menschen. Spiel der Begegnung» oder «Götter. Spiel der Transzendenz» wird auf die komplexe kulturelle Verwebung der verschiedenen Museumsobjekte aus ganz Asien hingewiesen. Ebenso wird eine Reihe von asiatischen Spielen vorgestellt, die man direkt in der Ausstellung kennenlernen und ausprobieren kann.

Ein Wunschbaum in voller Blüte

Das Zentrum des Ausstellungsraumes bildet ein über 3 Meter hoher, künstlicher Baum, der aus einer Museumsvitrine zu wachsen scheint. Wunschbäume sind überall auf der Welt weit verbreitet – insbesondere in Asien. Je nach Brauch werden sie mit Wünschen auf Papierstreifen, Tüchern oder ähnlichem behängt. In vielen Kulturen Asiens wird dieses Ritual an Neujahr zelebriert, beispielsweise in Hong Kong auf dem Tempelgelände in Lam Tsuen. Dort werden zwei Kampferbäume als Gottheiten verehrt und mit an Mandarinen befestigten Zetteln «beworfen». Der Wunschbaum im HVM wird ebenfalls unter dem Aspekt «Wünsche – Spiel des Schicksals» präsentiert und bietet den Besuchern die Möglichkeit, an seinen Ästen einen individuellen Wunsch anzubringen. Zur Befestigung dienen kleine Kirschblüten, die den Baum mit jedem neuen Wunsch erblühen lassen. Auf ihm sitzt ein besonderer Gast: Eine Japanische Nachtigall (uguisu) steht als Sinnbild für das Neujahr und den Neubeginn der Liebe. Hört man genau hin, ist unter dem Baum auch die Singstimme des kleinen Vogels zu hören.

Zu den weiteren Highlights gehörten die erwähnte lebensechte Schaufigur von Diana Rikasari und der Kurzfilm «Asia with us». 20 Zeitgenossen und Zeitgenossinnen sagen in der Sprache ihrer Herkunft «Grüezi». Sie stammen alle aus Asien. Am Schluss stellt sich heraus: Heute wohnen sie alle in der Ostschweiz.

Rahmenprogramm und Begleitpublikation

Vertiefende Begegnungen mit Asien und dem «Spiel der Kultur(en)» bietet wie üblich ein reiches Begleitprogramm. Dazu gehören z.B. ein Schreibworkshop zu indischen Schriftkulturen und ein Kinderclub mit Henna-Tatoos aus Indien. Besonders hingewiesen sei auf die Zusammenarbeit mit der Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche (ida) im Kanton St.Gallen. Vom 1. bis 14. September sind Asiens Religionen im HVM zu Gast. Verschiedene Religionsgemeinschaften laden zur Teilnahme an öffentlichen Gebeten. Und an verschiedenen Orten der Stadt St.Gallen werden sakrale Objekte aus dem HVM gezeigt.

Der Katalog zur Ausstellung ist von Asienkuratorin Jeanne Fichter-Egloff in Zusammenarbeit mit Ralf Müller (Konzeptbegleitung) verfasst. Das Buch ist 156 Seiten stark und reich bebildert (Verlag FormatOST, 28 Franken).

 

Kontakt

 

Nähere Informationen

Jeanne Fichter-Egloff

Tel. 071 242 06 69

jeanne.fichtner[ at ]hvmsg.ch